Warum vier Fragen reichen – und warum weniger mehr ist
Als Teamleitung habe ich erlebt, wie 1:1-Gespräche schnell zur Pflichtübung verkommen: lange, unstrukturierte Meetings, in denen wenig Greifbares passiert. Dabei können gut geführte 1:1s ein mächtiges Instrument sein, um Klarheit zu schaffen, Vertrauen zu stärken und echte Entwicklung zu ermöglichen. Ich setze deshalb seit einigen Jahren auf ein sehr reduziertes, aber bewusstes Format: vier Fragen, die den Kern abdecken und das Gespräch fokussieren.
Vier Fragen klingen simpel — und genau das ist der Punkt. Sie geben Struktur, schaffen Erwartungssicherheit und erlauben gleichzeitig Tiefe, wenn man nachfragt. Wichtig ist nicht die Anzahl der Fragen, sondern wie man zuhört, nachfragt und gemeinsam nächste Schritte definiert.
Die vier Fragen und wie ich sie einsetze
Ich stelle die Fragen in etwa dieser Reihenfolge. Sie eignen sich sowohl für wöchentliche Kurz-1:1s als auch für längere, monatliche Gespräche — nur die Tiefe und die Beispiele variieren.
Diese Frage ist kein Smalltalk-Opener, sondern der Schlüssel zur Menschenführung. Sie öffnet einen Raum für emotionale und psychische Signale: Erschöpfung, Frustration, Freude oder Stolz. Ich ermutige dazu, konkret zu werden: „Was genau stresst dich?“ oder „Woran siehst du, dass es gut läuft?“ Wichtig ist, aktiv zuzuhören und nicht sofort Lösungen aufzudrängen. Manchmal reicht es, anzuerkennen oder gemeinsam Prioritäten neu zu setzen.
Hier geht es um Transparenz und Blocker-Management. Ich möchte wissen, welche Aufgaben aktuell Energie beanspruchen und wo die Hindernisse liegen — sei es fehlende Informationen, Abstimmungsbedarf mit anderen Teams oder technische Probleme. Je konkreter die Hindernisse benannt werden, desto besser kann ich als Führungskraft unterstützen: Ressourcen bereitstellen, Prioritäten klären oder bei Entscheidungen helfen.
Diese Frage richtet den Blick auf Entwicklung. Nicht jede Karrieresequenz muss formell geplant sein; oft sind es kleine Experimente oder Lernprojekte, die Motivation und Kompetenzwachstum bringen. Manchmal schlage ich gezielt Tools vor — z. B. Asana für Task-Transparenz, Miro für Workshop-Moderation oder LinkedIn Learning für bestimmte Kurse — oder ermögliche Time-Boxed-Freiräume für Experimente.
Ohne konkrete nächste Schritte verpuffen viele gute Gespräche. Ich bitte immer um maximal drei Maßnahmen: eine kurzfristige (diese Woche), eine mittelfristige (nächster Monat) und eine strategische (nächste Quartal). Danach halten wir Verantwortlichkeiten und Deadlines fest. Das hält das Momentum und macht das 1:1 zu einem Treiber für Fortschritt.
Praktische Tipps für das Setting
Das Umfeld entscheidet viel über die Qualität eines 1:1s. Hier meine erprobten Empfehlungen:
Wie ich mit schwierigen Antworten umgehe
Es kommt vor, dass Mitarbeitende sehr kritische Punkte oder Konflikte ansprechen. Meine Herangehensweise ist pragmatisch und an der Beziehung orientiert:
Beispiel-Template: 20–30 Minuten 1:1
| Zeit | Aktivität | Ergebnis |
|---|---|---|
| 0–3 Minuten | Check-in: Wie geht es dir? | Kurzgefühl, mögliche emotionale Themen |
| 3–12 Minuten | Aktuelle Arbeiten & Hindernisse | Identifizierte Blocker, Prioritäten |
| 12–20 Minuten | Lernwunsch / Experiment | Konkretes Lernziel oder Pilotidee |
| 20–25 Minuten | Nächste Schritte (max. 3) | Verantwortlichkeiten & Deadlines |
| 25–30 Minuten | Kurzes Feedback zur 1:1 | Verbesserungspunkte fürs nächste Mal |
Tipps zur Nachbereitung — so wird aus Gesprächen Wirkung
Das Gespräch endet erst mit der Nachbereitung. Ich nutze diese Gewohnheiten:
Häufige Fragen, die mir begegnen
Hier beantworte ich kurz einige Fragen, die Führungskräfte oft stellen:
Mein Appell an Führungskräfte
1:1s sind kein administrativer Aufwand, sondern ein Führungswerkzeug. Vier bewusst eingesetzte Fragen bringen Struktur, fördern Klarheit und geben Mitarbeitenden Raum für Entwicklung. Wenn Sie die Haltung „Ich will verstehen und unterstützen“ einnehmen, wird jeder 1:1 ein Baustein für bessere Zusammenarbeit und höhere Produktivität.